In der produzierenden Industrie fallen täglich riesige Mengen an Materialausschüssen an. Das in ihnen schlummernde wirtschaftliche Potential wird bislang kaum oder nur weit unter Wert genutzt. Meist werden die Reste und Rückstände allenfalls verfeuert oder sie landen auf der Deponie.
Hier setzt INUP an: Das Innovationsnetzwerk Upcycling & Stoffliche Nutzung wird seit 2016 durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. INUP unterstützt Produktionsbetriebe bei der gewinnbringenden Verwertung und Aufwertung von Produktionsausschüssen. "Gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnern versuchen wir, höherwertige Verwertungswege für solche Stoffströme zu identifizieren oder ganz neue Aufbereitungsverfahren zu entwickeln," sagt INUP-Netzwerkmanagerin Kristin Hofmann von der abc GmbH (advanced biomass concepts) in Köln. "Es geht vor allem darum, die Reststoffströme einem längeren Nutzungszyklus zuzuführen und so endliche Ressourcen einzusparen." Der überwiegende Teil der verwendeten Ressourcen basiert dabei auf nachwachsenden Rohstoffen.
Dem auf drei Jahre geförderten INUP-Projektverbund gehören derzeit insgesamt 15 mittelständische Industriepartner und Forschungseinrichtungen an. Beim zweiten Netzwerktreffen im Oktober zogen die beteiligten Akteure in Köln Bilanz der Anfang 2017 gestarteten zweiten Projektphase. Bisher werden 13 F&E-Projekte in den Teilbereichen Kunststoff- und Fasertechnik, Land- und Forstwirtschaft sowie Thermische Verwertung & Logistikkonzepte bearbeitet.
Holzfasern aus MDF-Platten-Verschnitt wiedergewinnen
Ein Beispiel für INUP-Upcycling in der Holzwerkstoffindustrie stellt das Projekt "MDF-Rec" dar. Bei der Möbelproduktion werden mitteldichte Holzfaserplatten (MDF-Platten) zugeschnitten. Hierbei fallen große Mengen Ausschussware an, die mangels Aufbereitungstechnik bislang nur verbrannt werden können. MDF-Platten sind ein Verbundwerkstoff aus Holzfasern und Leim als Bindemittel. Zusammen mit der Georg-August-Universität Göttingen entwickelt die Maschinenfabrik Reinartz GmbH nun ein INUP-Upcycling-Verfahren für die im Betrieb anfallenden Produktionsausschüsse. Übrig gebliebene MDF-Plattenreste werden in der Verfahrenskette zerkleinert und mittels Hydrolyse in einer Art Dampfdrucktopf in ihre Bestandteile aufgetrennt. Am Ende des Prozesses lassen sich die Fasern zurückgewinnen und stofflich anderweitig nutzen. Denkbar ist der Einsatz der Fasern als Torfersatzstoff in Blumenerden oder in naturfaserverstärkten Kunststoffen (NFK). Sie eignen sich auch für die erneute Beimischung bei der MDF-Produktion.
Reinartz ist auch noch an einem weiteren INUP-Projekt beteiligt, in dem ein effektiveres Kaltpressverfahren für Filterkuchen in Ölmühlen entwickelt wird. Niklas Stadermann von Reinartz betont: "Durch die Mitgliedschaft im INUP-Netzwerk haben wir die Möglichkeit, innovative Lösungen zu entwickeln und unser Produktportfolio zu erweitern. Somit konnten wir einen komplett neuen Geschäftsbereich "Biomasse" aufbauen, der nun unsere weiteren Geschäftsfelder ergänzt."
Strohfasern für Bioplastikfüllmaterial
Auf die Verwertung von verholzten Fasern aus landwirtschaftlichen Nebenprodukten wie etwa Stroh und Landschaftspflegegras hat es das Verbundprojekt "InReBi" abgesehen. Die beiden INUP-Projektpartner - der Pellettieranlagenhersteller PCM Green Energy und das Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe (IfBB) - wollen die Fasern nutzen, um damit Kunststoffe oder andere Bioverbundwerkstoffe zu verstärken. Das soll mit einer eigens konzipierten Anlage gelingen, in der das Stroh oder Gras mechanisch zu Fasern vermahlen wird.
"Biowindel" für den Biomülleimer
Seit Anfang 2015 gilt in Deutschland die Pflicht, Bioabfälle getrennt zu entsorgen. Jährlich fallen pro Bundesbürger 112 Kilogramm Bioabfälle an. Doch die Biotonne hat ihre problematischen Seiten: hoher Feuchtigkeitsgehalt und organische Prozesse bilden den Nährboden für massives Wachstum von Mikroorganismen, wie etwa Pilzen, die Sporen abgeben. Zudem entwickeln sich oft unangenehme Gerüche. Als Lösung entwickelt der INUP-Partner TerFirmo GbR einen Prototyp eines flüssigkeitsaufsaugenden Pads für Haus-Biomülleimer. Die Idee: der Einsatz besteht aus Papier und Stroh in Kombination mit Pflanzenkohle. Diese Füllung des "WastePads" kann Feuchtigkeit bis zu einem Fünffachen ihres Eigengewichts aufnehmen und reduziert die Anzahl von Bakterien und Pilzen im Eimer um nahezu die Hälfte.
Weitere Upcycling-Ideen gefragt
Insgesamt konnte das INUP-Netzwerk bislang mehr als 5,3 Millionen Euro an vornehmlich mittelständischen Direktinvestitionen für praxisnahe und anwendungsorientierte Upcycling-Ideen mobilisieren. Der Netzwerkkoordinator abc hat die INUP-Mitglieder dabei unterstützt, mehr als 2,9 Millionen Euro an öffentlichen Mitteln von Bund, Ländern und der EU zu akquirieren. Das INUP-Netzwerk wird noch bis Ende 2018 durch das Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) gefördert. Kleine und mittlere Unternehmen, die sich mit Upcycling-Ideen für Neben- und Kuppelprodukte in ihren Herstellungsprozessen beteiligen möchten, sind herzlich dazu eingeladen. Auch über den Förderzeitraum hinaus will INUP seine Aktivitäten verstetigen - um innovatives Upcycling in der Industrie voranzutreiben.
Kontakt:
INUP-Netzwerk-Koordination
abc advanced biomass concepts GmbH
Weinsbergstr. 190
50825 Köln
Ansprechpartner
Kristin Hofmann (Leitende Netzwerkmanagerin)
Tel: +49 221 9602 8813